Toller Solist, hervorragendes Orchester | PNP

Von Christiane Schmid

Mit Mendelssohn, Brahms und Beethoven eröffnete die Niederbayerische Philharmonie im Großen Rathaussaal Passau das 20. Europäische Jugend Musikfestival Young Classic Europe. Und wieder einmal wurde berdeutlich hörbar,wie dringend die Dreiflüssestadt einen Konzertsaal braucht. Mit der kurzen, selten gespielten Ruy Blas Ouvertüre von Mendelssohn-Bartholdy setzte Generalmusikdirektor Basil Coleman, musikalischer Chef des Landestheaters Niederbayern, gleich den richtigen Auftakt. Der Komponist hatte nach eigenen Worten „unsäglichen Spaß“ beim Komponieren des strahlenden Stücks und das Publikum beim Hören.

Für die jungen Künstler kann das Festival nachhaltig und prägend sein, und etliche kommen aus Sympathie wieder. So einer ist auch der Star des Abends und vielfache Preisträger, der russische Geiger Andrey Baranov, der 2014 in Passau mit Tschaikowsky Furore machte. Er ist mittlerweile weltweit als Solist und Primgeiger des von ihm gegründeten David-Oistrach-Quartetts unterwegs. Baranov hat sich das melodieselige Violinkonzert D-Dur op.77 von Johannes Brahms ausgesucht. Hier ist das Soloinstrument mit dem Orchester in ein symphonisches Gesamtgewebe verflochten. Trotzdem konnte der Künstler virtuos und kraftvoll brillieren.
Die technischen Anforderungen des Konzerts sind hoch. Natürlich meistert ein Virtuose wie Baranov bravourös halsbrecherische Doppelgriffpassagen, rasende Läufe und Akkordbrechungen. Musikalisch „interessanter“ ist sein Reichtum an Stimmungen und Farben, das expressiv Glühende, Ungestüme und manchmal allzu Aufgeladene seines Tons. So klang es oft eher nach Tschaikowsky als nach Brahms. Das Publikum war begeistert, und der Künstler bedankte sich mit Paganini und Bach.

Trotz des bejubelten Solokonzerts blieb jedoch die „Eroica“ Siegerin des Abends. Mit Verve und gewohnt versiert stürzte sich Basil Coleman mit dem hervorragend aufspielenden Orchester, der Niederbayerischen Philharmonie (besonderes Lob den Bläsern!) in den schier unendlichen Ideenkosmos von Beethovens 3. Symphonie in Es-Dur. Ein helles Klangbild und vorwärts drängender Schwung bestimmten den Eindruck. Auch der Trauermarsch des 2. Satzes blieb dynamisch und fügte sich in den schlackenlosen Gesamtbogen. Die ungeheuere Spannung hielt das Publikum bis zum triumphalen Schluss in Atem.