Als Olga Scheps James Bond besiegte | PNP

Von Hildegard Franz

Ausgerechnet JamesBondhätte beinahe den Klavierabend am Sonntagabend im Passauer Rathaussaal gesprengt: Noch bevor Olga Scheps beim Festival Young Classic Europe in die Tasten greifen konnte, zerriss ein energischer Handy-Klingelton mit der berühmten Filmmusik die konzentrierte Stille. Unbegreiflich allerdings, dass dasselbe Gerät nach einigen Takten der „Wandererfantasie“ Schuberts erneut losging, was die Pianistin sichtlich genervt abbrechen ließ. Umso bewundernswerter, wie sie nach kurzem Durchatmen von vorne begann, noch kraftvoller und trotziger als beim ersten Mal. Diese ärgerliche Unterbrechung hatte freilich zur Folge, dass jeder verschämt das eigene Telefon kontrollierte, und fortan war nur ganz selten Geraschel oder ein unterdrückter Huster im vollbesetzten Rathaussaal zu hören. Es war aber auch zu beeindruckend, was die Pianistin bot: Entschlossen und energisch, aber auch mit großem emotionalem Ausdruck interpretierte sie die umfangreiche, viersätzige Fantasie Schuberts mit ihren vollgriffigen Akkorden und rauschenden Arpeggien. Schwierig, nach der schier überbordenden Tonfülle Schuberts in die Intimität der drei „Gymnopédies“ Eric Saties zu finden, wo jedem einzelnen Ton der einfachen Melodielinie so viel Bedeutung zukommt – trotz einer irritierenden Unsicherheit im zweiten Stück gelang OlgaScheps eine innige, keineswegs langweilige Interpretation.

Mit den „Jahreszeiten“ und der populären „Nussknacker“-Suite in einer anspruchsvollen Klavierbearbeitung des russischen Pianisten und Dirigenten Mikhail Pletnev präsentierte die Pianistin Auszüge aus ihrer eben erschienenen Tschaikowsky-CD – mit so viel Leidenschaft und Hingabe, dass nach dem pathetischen Schluss-Satz erst nach sekundenlanger, atemloser Stille Applaus aufbrauste.

Drei Zugaben erklatschte sich das begeisterte Publikum: Erst nach Prokofjews hitzig-drängendem Finalsatz der 7. Klaviersonate, der ersten „Gnossienne“ Saties und der Wiederholung des „Nussknacker“-Trepaks durfte die Pianistin nach diesem eindrucksvollen Abend die Bühne verlassen.